Ihr großer Zeh sieht seltsam aus: Das Grundgelenk ist nach außen abgewinkelt, die Haut ist gerötet und stark verdickt. Es sieht aus, als ob dort ein neuer Knochen ist, denkt Anna T. „Das ist kein neuer Knochen, sondern das Köpfchen des Mittelfußknochens, das zum Fußinnenrand gedrückt wird“, sagt PD Dr. Tobias Hesper, Departmentleiter Fuß- und Sprunggelenk in der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Evangelischen Krankenhaus Mülheim (EKM).
Anna T. hat Schmerzen und findet keine passenden Schuhe. Doch sie geht lange nicht zum Arzt, weil es ihr unangenehm ist, wie ihre Füße aussehen.
„Die Entwicklung eines solchen Ballenzehs, Hallux valgus, tritt oft bei Frauen im mittleren und letzten Lebensdrittel auf“, sagt PD Dr. Hesper. Die Ursache dafür können zu enge Schuhe mit hohen Absätzen sein, aber auch genetische Veranlagung, schwaches Bindegewebe, entzündliche Gelenkerkrankungen, Störungen des Kollagenstoffwechsels oder Überlastungen.
Bei Anna T. hat der Druck der engen Schuhe die Zehnen nach innen gedrückt, das führt zu sogenannten Hammer- oder Krallenzehen und dem Hallux valgus, einer nach außen abweichenden Großzehe. Dabei wandert der erste Mittelfußknochen mit seinem Köpfchen zum inneren Fußrand. Gleichzeitig knickt die Großzehe ab und nähert sich den mittleren Zehen an. Durch diese Veränderungen verbreitert sich der Vorderfuß – das führt dazu, dass sich die Mittelfußknochen fächerförmig spreizen und die Mittelfußköpfchen tiefer treten – was häufig auch in diesem Bereich zu Beschwerden führt.
Die Schmerzen sorgen schließlich dafür, dass Anna T. zum Orthopäden geht. Ein Röntgenbild zeigt, wie weit der Hallux valgus schon fortgeschritten ist. Der Zeh ist bereits stark verformt, Anna T. muss operiert werden. „In milden Fällen helfen Schienen oder Bandagen und Physiotherapie, aber die dauerhafte Korrektur eines schmerzhaften Hallux valgus ist nur durch eine Operation möglich“, sagt PD Dr. Hesper.
Die Operation wird ambulant durchgeführt. Anna T. erhält anschließend einen Vorfußentlastungsschuh, mit dem sie direkt wieder gehen kann. Sie bekommt Physiotherapie und nach etwa acht Wochen kann sie wieder ohne Schmerzen gehen. Hohe und enge Schuhe sollte sie aber nicht mehr tragen.
Im Department Fuß- & Sprunggelenkchirurgie behandeln wir das komplette Spektrum akuter Verletzungen des Fußes und des Sprunggelenkes sowie deren Folgezustände.